Nachdem die örtliche Polizei gewaltsam die Kreuze von ihrer Kirche entfernt hatte, reisten Gläubige nach Peking, um mit den Zentralbehörden zu sprechen – doch sie wurden zurückgeschickt und später verhaftet.
Im Mai 2015 hatten örtliche Vertreter des Büros für Öffentliche Sicherheit die Kreuze von mehreren Kirchen in Lishui (Provinz Zhejiang) entfernt. Die Pastoren und die Mitarbeiter mehrerer Kirchen wollten dies nicht hinnehmen und beschlossen, nach Peking zu reisen, um dort Gerechtigkeit zu finden. Am 1. Juni machten sich 15 Gemeindemitglieder von drei Kirchen – Pingyuan, Dongcheng und Bethlehem – nach Peking auf, um den Behörden dort eine gemeinsame Petition zu überreichen und eine Erklärung für diese Maßnahmen einzufordern.
Am Morgen des 2. Juni begaben sich die 15 Christen zum Tiananmen-Platz und protestierten gegen die Entfernung der Kreuze. Polizeibeamte sprachen die Gläubigen an und versprachen ihnen, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Sie nahmen auch die Namen, Anschriften und Kontaktdaten der Gläubigen auf. Um acht Uhr abends boten die Polizeibeamten den Christen an, sie für die Nacht in ein Hotel zu bringen. Erst als das Fahrzeug die Stadt verließ, erkannte einer der Christen, Zhang Decai (Name von der Redaktion geändert), dass sie gar nicht in ein Hotel gebracht wurden. Einer der Beamten im Fahrzeug bestätigte ihm diesen Verdacht und sagte, dass sie nach Hause zurückgebracht werden würden.
Auf dem Weg nach Lishui durften die Christen sanitäre Einrichtungen nur in Polizeibegleitung aufsuchen und wurden nach der Ankunft in ihrer Heimatstadt direkt zur Shuiger Polizeidienststelle gebracht.
Nach der Rückkehr nach Lishui entließ die Polizei Zhang Decai aufgrund seines fortgeschrittenen Alters, die anderen wurden gewaltsam in ein Gefängnis in Lishui gebracht und dort 10 bis 15 Tage lang festgehalten.
Später übte die Ortsverwaltung Druck auf Herrn Zhangs ältesten Sohn aus, und befahl ihm, seinen Vater in Zukunft davon abzuhalten, gemeinsam mit anderen Gläubigen zu protestieren. Seitdem ruft einer seiner Söhne Herrn Zhang jeden Tag an, um ihn zu überwachen, was zu häufigem Streit führt. Außerdem kommen oft Vertreter des Nachbarschaftskomitees zu Herrn Zhang oder rufen ihn an, um sich über seinen Verbleib zu erkundigen.
Die Regierungskampagne zum Entfernen der Kreuze von protestantischen und katholischen Kirchen 2015 in Zhejiang hat zu zahlreichen Protesten in der Provinz geführt, in deren Folge zahlreiche Gläubige und Kirchenleiter festgenommen und inhaftiert wurden. Außerdem wurden in diesem Jahr auch Hunderte von Rechtsanwälten und Menschenrechtsaktivisten festgenommen und inhaftiert. Einer der aktivsten Verteidiger der Kirchenrechte, der Rechtsanwalt Zhang Kai, wurde in Sicherheitshaft genommen, nachdem er sich der Regierungskampagne zum Entfernen von Kreuzen und dem Zerstören von Kirchen widersetzte.
Bericht von Lin Yijiang