Quelle: unmittelbare Berichte aus China
Als Teil der Konsequenzen aus dem neuen Religionsgesetz, das am 1. Februar 2018 in Kraft trat, hat Bitter Winter erfahren, dass Mitglieder der Kirche des Allmächtigen Gottes, einer der christlichen neuen religiösen Bewegungen, die in China als Xie Jiao („häretische Lehre“) verboten wurden, die bereits verhaftet und entlassen wurden, von der Polizei wieder gesucht werden. Die folgenden Fälle wurden aus China berichtet (die tatsächlichen Namen wurden durch Decknamen ersetzt) und erinnern an Anhänger der Kirche des Allmächtigen Gottes, die bereits in der Vergangenheit im Gefängnis saßen.
Am Morgen des 9. März 2018 zwischen 10 und 11 Uhr kamen vier Polizisten einer lokalen Polizeiwache im Kreis Nanling in der Stadt Wuhu angeführt vom Vizedirektor ins Haus von An Pings (weiblich, 36) Mutter, um An Pings Aufenthaltsort zu erfahren, aber ohne Erfolg. Danach gingen die vier in An Pings Heimatstadt und befragten ihren Ehemann. Ans Ehemann warf ihnen empört vor: „An Ping hat nie das Gesetz gebrochen. Warum belästigt ihr sie immerzu?“ Der Vizedirektor antwortete: „Nie das Gesetz gebrochen? Sie hat Vorstrafen (bezüglich ihrer Mitgliedschaft in der Kirche des Allmächtigen Gottes)! Der Nationale Volkskongress wird bald abgehalten. Lass sie rauskommen. Wir müssen mit ihr reden! Versuch nicht, schlau zu sein. Sie versucht immer, uns zu entgehen. Je mehr sie sich versteckt, desto schlimmer. Wenn sie weiterhin flieht, werden wir die gewünschte Nachricht veröffentlichen! Wohin sie auch flieht, sie wird verhaftet!“ Dann gingen sie davon. Danach rief die Polizei Ans Ehemann jeden zweiten Tag an, um ihn nach ihrem Aufenthaltsort zu fragen. Um den Schikanen und der Gefangennahme durch die Polizei zu entgehen, mussten An Ping und ihr Ehemann fliehen und sich verstecken.
Am 7. März 2018 brachen zwei Polizisten einer lokalen Polizeiwache im Kreis Nanling in der Stadt Wuhu durch die Vorder- und die Hintertür in Zhang Lins (männlich, 61) Haus ein. Als sie Zhang sahen, sagten sie wütend „Endlich bist du heute zu Hause, wir sind mehr als zehnmal zu deinem Haus gekommen…“ und zwangen ihn, in den Polizeiwagen zu steigen. Zhang Lin fragte zornig: „Ich glaube nur an den wahren Gott und habe nichts Illegales getan. Warum beobachtet und verhaftet ihr mich immer wieder?“ Der Polizist, der den Wagen fuhr, antwortete: „Der Staat ist gegen den Gott, an den du glaubst. Darum ist der Glaube an [deinen] Gott illegal.“ Nachdem sie bei der Polizeiwache angekommen waren, wurde Zhang Lin sofort zum Büro des Direktors gebracht. Während er auf die beschlagnahmten Bücher, CDs und MP5 Player der Kirche des Allmächtigen Gottes zeigte, verhörte der Direktor ihn, ob er diese Bücher und CDs besitze, ob er an Treffen teilgenommen hätte und mit wem er in Kontakt stehe. Ohne ein Ergebnis zu erzielen, bestellte die Polizei ihn monatlich zum Bericht auf der Polizeiwache ein, selbst wenn er fern von zu Hause arbeitete. Bevor Zhang ging, zwang der Direktor ihn, drei Papiere zu unterzeichnen und Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Am 12. März 2018 gegen 10:00 Uhr brachten örtliche Dorfkader zwei Polizisten in Xiao Mas (männlich, 65) Haus in der Stadt Wuhu in der Provinz Anhui. Als sie sahen, dass die Tür verschlossen war, fragten sie Xiao Mas Nachbarn über seinen Aufenthaltsort aus. Sie gingen auch zu Xiaos zweitältesten Bruder (kein Mitglied der Kirche des Allmächtigen Gottes), um ihn über den Aufenthaltsort von Xiao auszufragen. Nachdem sie keine Ergebnisse erzielen konnten, erzwang die Polizei die Telefonnummer von Xiaos zweitältesten Bruder und befahl ihm, auf der Polizeiwache regelmäßig über Xiao zu berichten.
Am 12. März 2018 gegen 10:00 Uhr kamen zwei Polizisten der Polizeiwache dem Kreis von Wuhu Fanchang zu Fang Yis (männlich, 70) Haus. Während einer der Polizisten absichtlich auf Fang zuging und vorgab, sich mit ihm anzufreunden, machte der andere Fotos von ihm mit dem Handy. Fang fragte die Polizei, warum sie das taten. Der Polizist wechselte aber das Thema. Es ist bekannt, dass die örtliche Polizei immer wieder vorbeigekommen ist, um Fang zu kontrollieren und zu belästigen, seit er am 5. August 2004 freigelassen wurde.