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Bitter Winter

Ein Magazin über Religionsfreiheit und Menschenrechte in China

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Die Kirche des Allmächtigen Gottes / Östlicher Blitz: 10 unwahre Mythen

11/04/2019Massimo Introvigne |

Das meiste, was Sie im Internet über die Kirche des Allmächtigen Gottes finden, ist falsch. Im Folgenden erfahren Sie, warum das so ist und wo Sie nach zuverlässigeren Informationen suchen können.

Mitglieder der Kirche des Allmächtigen Gottes / Östlicher Blitz
Mitglieder der Kirche des Allmächtigen Gottes halten ihre Versammlungen an geheimen Orten im Freien ab, um sich der Polizeiüberwachung in China zu entziehen.

Massimo Introvigne

Inhaltsverzeichnis:

  • Mythos 1: Die Kirche des Allmächtigen Gottes hat eine Frau in einem chinesischen McDonald’s getötet
  • Mythos 2: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist gewaltsam
  • Mythos 3: Die Kirche des Allmächtigen Gottes kidnappt Christen, um sie zu konvertieren
  • Mythos 4: Die Kirche des Allmächtigen Gottes sagte den Untergang der Welt für 2012 voraus
  • Mythos 5: Die Kirche des Allmächtigen Gottes unterzieht ihre Anhänger der Gehirnwäsche
  • Mythos 6: Das Evangelium der Kirche des Allmächtigen Gottes ist Geld-motiviert
  • Mythos 7: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist gegen die Familie eingestellt
  • Mythos 8: Die Kirche des Allmächtigen Gottes befürwortet eine Revolution in China
  • Mythos 9: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist ganz klar nicht christlich
  • Mythos 10: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist eine Sekte

Die Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) –auch bekannt als „Östlicher Blitz“ – ist die größte christliche neue religiöse Bewegung in China. Sie wurde 1991 gegründet, und 1995 bereits verboten, da ihre schnell wachsende Mitgliederzahl das chinesische Regime beunruhigte. Seither war sie erheblicher Verfolgung ausgesetzt, wobei Hunderttausende Gläubige verhaftet und Hunderte Fälle von Folter bekannt wurden, mehr als hundert Todesfälle während der Haft oder als Folge von polizeilicher Misshandlung sowie mehrere Fälle von Organentnahme dokumentiert sind. Um die Verfolgung zu rechtfertigen, hat sich die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) der Mittel des 21. Jahrhunderts bedient und eine massive Fake News-Kampagne gegen die KAG gestartet. Leider wurden diese Fake News, obwohl sie von unabhängigen westlichen Wissenschaftlern als falsch entlarvt wurden, von einigen westlichen Medien unkritisch verbreitet und sind im Internet, wo auch die chinesische Propaganda mit anonymen Texten oder Texten unter Pseudonymen aktiv ist, immer noch stark vorhanden. Hier ein Aufklärungsleitfaden zu den häufigsten Mythen und Falschmeldungen.

Mythos 1: Die Kirche des Allmächtigen Gottes hat eine Frau in einem chinesischen McDonald’s getötet

Falsch. Am 28. Mai 2014 wurde die Verkäuferin Wu Shuoyan (1977-2014) in einem McDonald’s in der Stadt Zhaoyuan, Shandong, getötet. Sechs „Missionare“ betraten damals den McDonalds und fragten nach den Handynummern der Kunden. Wu weigerte sich, die ihre zu nennen, wurde als „böser Geist“ identifiziert und getötet
.
Chinesische Behörden behaupteten damals, die Täter seien Mitglieder der KAG und verwendeten diese Behauptung, um ihre Verfolgung der KAG zu rechtfertigen. Westliche Wissenschaftler, die die Dokumente des darauffolgenden Prozesses studierten, in dem zwei der Attentäter zum Tode verurteilt wurden, kamen jedoch zu dem Schluss, dass die Gruppe, obwohl sie den Namen „Allmächtiger Gott“ trug, nicht mit der KAG zusammenhing. Es handelte sich um eine andere religiöse Bewegung, die an eine doppelte Gottheit glaubte, die in den beiden weiblichen Führern der Bewegung inkarniert war: Zhang Fan (1984-2015), die hingerichtet wurde, und Lü Yingchun. Im Prozess erklärte Lü Yingchun deutlich, dass sie die KAG als „eine falsche „Kirche des Allmächtigen Gottes“ betrachtet und ihre eigene Bewegung als „die echte „Allmächtige Gott Bewegung‘‘“. Zhang Fan erklärte, dass sie, obwohl sie einige Bücher der KAG gelesen hatten, nie Kontakt mit der KAG gehabt hatten (siehe Video oben). Wissenschaftler sind zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen, dass die Attentäter nicht mit der KAG zusammenhingen. Das chinesische Regime schrieb der KAG das Verbrechen zu, um ihre Verfolgung im In- und Ausland zu rechtfertigen.

Mythos 2: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist gewaltsam

Falsch. Laut chinesischer Regierungsquellen hat die KAG vier Millionen Mitglieder. Dass nur eine Handvoll ihrer Mitglieder gewalttätiger Verbrechen beschuldigt wurden (in den Hauptreligionen ist die Rate sehr viel höher) ist überraschend und zugleich ein Beleg für die friedvolle Absicht dieser Kirche. Zudem waren diese Anschuldigungen auch noch falsch. Die schrecklichste Anschuldigung davon ist, im Jahre 2013 einem kleinen Jungen in Shanxi die Augen ausgestochen zu haben. Aus den Polizeiakten geht hervor, dass das Verbrechen von der Tante des Jungen verübt worden war, welche daraufhin Selbstmord beging. Dies hatte nichts mit der KAG zu tun, die allerdings nur ein Jahr später von einer Website gegen „Sekten“ dieses Vorfalls beschuldigt wurde. Die chinesische Propaganda zeigt Bilder von Menschen, die von der KAG geschlagen und verstümmelt wurden, hat aber versäumt, spezifischere Beweise, Details oder Gerichtsakten im Zusammenhang mit der Verfolgung von Mitgliedern der KAG aufgrund dieser angeblichen Verbrechen zu präsentieren. Mehr als 5.000 chinesische KAG-Mitglieder sind ins Ausland geflohen. Wenn sie so gewalttätig sind, warum wurde dann nicht einmal einer von ihnen wegen eines Gewaltverbrechens in den jeweiligen Gastländern angeklagt?

Mythos 3: Die Kirche des Allmächtigen Gottes kidnappt Christen, um sie zu konvertieren

Falsch. Dies wurde 2002 von der Evangeliumsgemeinde Chinas (EGC), einer großen christlichen Hauskirche, behauptet, die beklagte, dass die KAG 34 ihrer Führer „entführt“ habe. Obwohl die EGC behauptet, den Vorfall der Polizei gemeldet zu haben, wurde niemals ein Mitglied der KAG für dieses Verbrechen inhaftiert oder zur Rechenschaft gezogen. Der EGC-Vorfall wurde zum Vorbild für nachfolgende (und unbegründete) ähnliche Anschuldigungen durch andere christliche Gruppen, aber es wurden nie Polizei- oder Gerichtsakten als Beweise dafür präsentiert. Da sollte man kurz innehalten und nachdenken: Mitglieder der KAG werden in China gnadenlos gejagt und zu ihrer Festnahme sind Belohnungen ausgesetzt. Wie könnten sie da eine großangelegte Entführungsaktion in einem Polizeistaat wie China durchführen? Und die KAG wächst sehr schnell: Millionen Menschen sind ihr in nur wenigen Jahrzehnten beigetreten. Würden sie da wohl ernsthafte Risiken eingehen, nur um noch ein paar Dutzend mehr Menschen zu konvertieren? Und werden Menschen, die man entführt und schlägt, sich dann der neuen Kirche anschließen?

Menschen gewaltsam zu bekehren, verstößt gegen die Theologie der KAG. In einer großen Kirche ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige Mitglieder irgendwann übereifrige oder unangemessene Rekrutierungspraktiken anwenden. Dies wurde 2005 von der obersten Verwaltungsbehörde der KAG bemerkt und durch folgende Anweisungen wurde Einhalt geboten: „Das Evangelium muss auf normalem Wege verkündet werden. Dies ist schon mehrfach betont worden. Einige Menschen bedienen sich immer noch niedriger und schändlicher Mittel, um das Evangelium zu predigen. Das muss verboten werden. Wer sich solcher Mittel zur Verkündung des Evangeliums bedient, muss sofort damit aufhören. Jeder, der sie wieder benutzt, wird aus der Kirche ausgeschlossen.“

Eine wohlmeinende Erklärung der Anschuldigungen durch diese christlichen Gruppen ist, dass einige ihrer Vorstände zu Seminaren nach China eingeladen wurden und dorthin gingen, ohne zu wissen, dass die Seminare von der KAG organisiert wurden (natürlich kann die KAG als verbotene Bewegung in China nichts unter ihrem eigenen Namen organisieren). Eine weniger wohlmeinende Erklärung ist, dass es den Vorständen anderer Kirchen unangenehm war, dass so viele ihrer Mitglieder zur KAG gewechselt waren und dass als Reaktion darauf die „Entführung“ und andere Gerüchte als bequeme Erklärungen erfunden wurden.

Mythos 4: Die Kirche des Allmächtigen Gottes sagte den Untergang der Welt für 2012 voraus

Falsch. Viele Chinesen aller Glaubensrichtungen glaubten an die sogenannten Prophezeiungen der „Maya“, dass die Welt 2012 enden würde. Auch einzelne Mitglieder der KAG glaubten dies, wurden aber von ihren Vorständen darauf hingewiesen, dass sie sich irrten. Diejenigen, die weiter über das Ende der Welt sprachen, wurden aus der Kirche ausgeschlossen und zwar aus einem sehr guten Grund: die KAG glaubt nicht an ein Ende der Welt. Unsere Welt wird sich verändern, sie wird jedoch nicht enden. Und diese Veränderung wird erst dann stattfinden, wenn die Person, die die KAG als Allmächtigen Gott anbetet aus dieser Welt scheidet (und 2012 war diese Person noch am Leben und bei bester Gesundheit). Die KPCh warf der KAG vor, an 2012-kommt-das-Ende-der- Welt Unruhen beteiligt gewesen zu sein – jedoch nur ein weiterer Vorwand, um die Verfolgung dieser Kirche zu rechtfertigen.

Mythos 5: Die Kirche des Allmächtigen Gottes unterzieht ihre Anhänger der Gehirnwäsche

Falsch. Die meisten Experten aus der Wissenschaft der Neuen Religiösen Bewegungen glauben überhaupt nicht, dass es eine Gehirnwäsche gibt. Das ist nur eine praktische Anschuldigung, mit der unpopuläre Bewegungen diskriminiert werden und dient als Erklärung, warum sich Menschen ihnen anschließen. Amerikanische Gerichte (seit 1990, mit dem wegweisenden Urteil im Fishman-Fall) sowie auch Gerichte in anderen Ländern waren sich einig: Gehirnwäsche ist ein pseudowissenschaftlicher Mythos. Selbst die kleine, durchaus umstrittene Minderheit von Wissenschaftlern, die an Gehirnwäsche glaubt, räumt ein, dass ihr Vorhandensein nur durch groß angelegte psychologische Studien an Mitgliedern einer bestimmten Gruppe nachgewiesen werden kann. Eine solche Studie wurde an der KAG noch nie durchgeführt, und eine unabhängige Studie wäre in China sowieso unmöglich, was also die Schlussfolgerung, die KAG würde ihre Anhänger einer „Gehirnwäsche“ unterziehen, völlig haltlos macht.

Mythos 6: Das Evangelium der Kirche des Allmächtigen Gottes ist Geld-motiviert

Falsch. Die Fake News, dass Mitglieder der KAG für jede neue Person, die sie konvertieren, Geld erhalten, stammt aus chinesischen Propagandapublikationen. In Anbetracht der Anzahl der Konvertiten wäre selbst die reichste religiöse Organisation der Welt schnell pleite, würde sie für jedes neue Mitglied Geld als Anerkennung bezahlen. Zudem ist auch falsch, dass man den Mitgliedern das Geld aus der Tasche zieht und sie zwingt, teure Bücher zu kaufen. In Wirklichkeit gibt es keinen Mitgliedsbeitrag. Die Regeln der KAG verlangen eindeutig, dass: „allen Gläubigen der Kirche des Allmächtigen Gottes alle Bücher mit Gottes Worten, spirituelle Bücher sowie Audio- und Videoproduktionen kostenlos zur Verfügung stehen“.

Natürlich sind in einer großen Organisation wie der KAG finanzielle Beiträge notwendig, doch die Prinzipien der KAG lassen hier jedem Einzelnen einen großen Freiraum. Die „Einige bestehen darauf, ein Angebot von zehn Prozent zu machen, während andere auf unterschiedliche Weise beitragen. Solange es freiwillig angeboten wird, wird Gott es gerne annehmen. Das Haus Gottes legt nur fest, dass diejenigen, die erst seit weniger als einem Jahr an Gott glauben, vorübergehend von der Gabe von Opfern befreit sind, während arme Menschen keine Opfergaben erbringen müssen, sondern nach ihrem Glauben darbringen können. Die Kirche wird keine Opfergaben annehmen, die zu Familienstreitigkeiten führen könnten. Diejenigen, die Geld opfern, müssen mehrmals beten und erst wenn sie sicher sind, dass sie vollkommen willens und gewiss sind, dass sie es nie bereuen werden, dürfen sie ihre Opfer darbringen“.

Mythos 7: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist gegen die Familie eingestellt

Falsch. Wie in allen Religionen können Ungereimtheiten entstehen, wenn sich ein Familienmitglied zu einer Kirche bekennt und andere Mitglieder der Familie eben nicht. Oder wenn jemand beschließt, Vollzeitmissionar zu werden (eine Wahl, die in den meisten Religionen möglich ist) und Eltern oder andere Verwandte das nicht gutheißen. Studien der heiligen Schriften und politischer Dokumente der KAG haben jedoch bewiesen, dass die KAG der Heirat und Familie gegenüber positiv eingestellt ist, so wie sie von Gott vorherbestimmt wurde. Die KAG lehrt, dass die Familie aufgrund Gottes „Souveränität und Inszenierung“ existiert, und bekräftigt Gottes Forderung, seine Eltern zu ehren und die Ehe zu respektieren.

Soziologische Umfragen unter Mitgliedern der KAG außerhalb Chinas, haben zudem ergeben, dass die meisten von ihnen von Verwandten konvertiert wurden und dann ihrerseits versuchten, ihre Verwandten dann zur KAG zu konvertieren, obwohl es natürlich auch andere Methoden der Missionierung gibt. Auf der anderen Seite ist es wahr, dass viele Familien mit einem oder mehreren KAG-Gläubigen zerstört und getrennt werden – aber nicht durch die KAG, sondern durch Verfolgung seitens China. Die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen erwähnte in einem Bericht im Jahre 2018, dass „[…] die Kommunistische Partei Chinas durch Überwachung, Festnahmen und Verfolgung mindestens 500 000 Angehörige der christlichen Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) dazu veranlasst hat, aus ihren Häusern zu fliehen, und Hunderttausende von Familien auseinandergerissen hat.“

Mythos 8: Die Kirche des Allmächtigen Gottes befürwortet eine Revolution in China

Falsch. Die KAG glaubt, dass die Kommunistische Partei Chinas sich ständig „gegen Gott gewehrt“ und Christen und andere Gläubige verfolgt hat. Die KAG glaubt, dass damit die Prophezeiung des „bösen Großen Roten Drachens“ in der Offenbarung des Johannes erfüllt wird. Liest man jedoch die Schiften der KAG und ihre Literatur, wird schnell klar, dass die KAG fest der Ansicht ist, der Drache werde unter der Last seiner Fehler selbst fallen. Sie spricht sich somit eben nicht für eine Revolution aus. Den Kirchenmitgliedern wird empfohlen, sich von der Politik fernzuhalten. Auch hier muss jeder einzelne Leser erneut kurz innehalten und einmal nachdenken: Da es der KAG gelungen ist, so schnell zu wachsen und sich der Verfolgung zu widersetzen, kann man davon ausgehen, dass die KAG-Führer wohl intelligente und realistisch denkende Menschen sind. Wie also sollten sie dann glauben, dass eine kleine (für chinesische Verhältnisse) und verfolgte Gruppe von Gläubigen eine erfolgreiche Revolution gegen die Kommunistische Partei, die Regierung und die chinesische Armee würde organisieren können?

Mythos 9: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist ganz klar nicht christlich

Falsch. Dass jemand Amerikaner oder Chinese ist, ist eine empirische Aussage. Im Zweifelsfall gibt es Behörden (die jeweiligen Regierungen), die bescheinigen können, wer ein Bürger ihres Landes ist und wer nicht. Wer ein Christ ist oder nicht, ist eine theologische Aussage, und es gibt keine allgemein anerkannte Autorität, die diesen Status bestätigen kann. Zugegebenermaßen unterscheidet sich die Theologie der KAG vom traditionellen Christentum, da die KAG ja glaubt, dass Jesus Christus auf die Erde zurückgekehrt und als die chinesische Frau reinkarnierte, die sie als Allmächtigen Gott verehrt. Die amerikanische Wissenschaftlerin Holly Folk, die sich intensiv mit der Theologie der KAG befasste, hat dort eine ganze Reihe „Protestantischer Kontinuitäten” gefunden. Als Schlussfolgerung bezeichnete sie die Theologie abschließend „als ein neues Christentum mit tiefen christlichen Wurzeln“, als „ein echtes Christentum“. Verschiedene Konfessionen und Theologen verwenden unterschiedliche Definitionen vom Christentum, wovon einige breiter und andere sehr eng gefasst sind. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts nannten Katholiken die Protestanten ja auch noch Nicht-Christen. Und einige fundamentalistische Protestanten behaupten ebenfalls immer noch, Katholiken seien keine Christen. Wer ist also ein Christ? Wer entscheidet darüber?

Mythos 10: Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist eine Sekte

Falsch. So wie die Kommunistische Partei Chinas den Begriff verwendet, bezeichnet „Sekte“ oder „böse Sekte“ einfach eine Gruppe, die die Partei nicht gutheißt und deren Verfolgung sie durch die Verbreitung von Fake News zu rechtfertigen versucht. Im Allgemeinen verwenden die meisten Wissenschaftler, ganz genauso wie bei „Gehirnwäsche“, den Begriff „Sekte“ gar nicht, da ihnen klar ist, dass dies eher eine polemische als empirische Bezeichnung ist. Eine „Sekte“ ist einfach eine Gruppe, die die anderen nicht mögen – und in ihren frühen Jahren wurden alle Religionen als „Sekten“ bezeichnet. Man findet immer noch protestantische Literatur, die behauptet, die römisch-katholische Kirche sei eine Sekte – und im Gegenzug kann man in der erzkonservativen katholischen Literatur die gleiche Anschuldigung gegenüber den meisten Protestanten nachlesen. Anti-Sektierer schlagen eine Checkliste der Merkmale von „Sekten“ vor: sie sind dogmatisch, autoritär, patriarchalisch, fordern viel von ihren Anhängern, diskriminieren die ehemaligen Anhänger, die die Gruppe verlassen haben, usw. In den Augen der Wissenschaftler sind all diese Kriterien (von denen die meisten übrigens nicht auf die KAG zutreffen) nicht stichhaltig für eine Unterscheidung zwischen „Religionen“ und „Sekten“, da dieselben Merkmale auch in traditionellen Religionen zu finden sind. Daher ist „Sekte“ eben einfach nur eine Bezeichnung, mit dessen Hilfe bestimmte Religionen und Bewegungen diskriminiert werden – sei es seitens totalitärer Regimes, profaner Gegner bestimmter Religionen oder durch Glaubensgenossen, die der Wettbewerb aus der Fassung bringt. Fast alle Religionen wurden schon immer von irgendjemandem beschuldigt, „Sekten“ zu sein – und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Tags: die Kirche des Allmächtigen Gottes

Massimo Introvigne

Massimo Introvigne (14. Juni 1955 in Rom) ist ein italienischer Religionssoziologe. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Zentrums für Studien zu neuen Religionen (CESNUR), einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern, welche sich mit neuen religiösen Bewegungen auseinandersetzen. Introvigne ist Autor von mehr als 70 Büchern und über 100 Artikel im Fachgebiet der Soziologie und Religion. Er war Hauptautor der „Enzyklopädie von Religionen in Italien“. Er ist Redaktionsmitglied vom „Interdisciplinary Journal of Research on Religion“ und der Geschäftsleitung der Universitätszeitung von Kalifornien „Nova Religio“. Vom 5. Jänner bis 31. Dezember 2011 hat er in der Organisation für Sicherheit und Kooperation in Europa (OSZE) als Vorsitzender zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung gearbeitet, mit speziellem Fokus auf die Diskriminierung von Christen und Mitgliedern anderer Religionen. Von 2012 bis 2015 war er Vorsitzender im Observatorium für Religionsfreiheit, eingerichtet vom italienischen Außenministerium, um Probleme der Religionsfreiheit weltweit zu überwachen.

http://www.cesnur.org/

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