Während die KPC die kommunistische Ideologie zum einzigen, wahren und reinen Glauben für jeden Chinesen machen will, stehen Christen in China vor einem spirituellen Kampf.
Annahme der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) ist, dass, wo immer die Nationalflagge hochgehalten wird, sie jeder, der unter ihr lebt, anbeten wird – und alles, wofür sie steht.
Deshalb sind Regierungsbeamte so sehr darauf erpicht, dass auch Kirchen die Nationalflagge hochhalten, wie z.B. die Three-Self Kirchen der Stadt Dongying, in der Provinz Shandong, an der Ostküste Chinas. Wie Gläubige berichteten, wurden bereits im vergangenen Oktober an mehreren Ortskirchen nach und nach Nationalflaggen gehisst. Das Amt für Religiöse Angelegenheiten verteilte offenbar an Gläubige auch Propagandamaterial zu den “vier Anforderungen” – eine landesweite, im Juni 2018 gestartete Kampagne zur Förderung der “Sinisierung” der Religion –. Dies sollte auswendig gelernt und jederzeit zitiert werden können.
Was die Beamten jedoch wirklich verlangen, und was Gläubigen erhebliche Schwierigkeiten bereitet, ist, die Lehren der Bibel durch die Prinzipien der sozialistischen Kernwerte zu ersetzen. Dies versuchen sie mit Hilfe von Lügen zu erreichen – wie beispielsweise Gläubigen zu erklären, diese Werte verkörperten das gemeinsame Streben nach einer idealen Welt und diese ideale Welt ähnle eben derjenigen, an die die Christen ja bereits schon glauben. Die Materialien zu den “vier Anforderungen” geben tatsächlich vor, dieselben Werte zu haben.
Aber wenn das stimmen würde, würde die Regierung wohl ihre Mission, Religion auszumerzen, nicht weiter verfolgen, oder?
“Wie sollen denn [die vier Anforderungen] an Gott glauben?”, fragte ein Gemeindemitglied. „Sie wollen sich dieser Methode bedienen, um uns Gläubige und unsere Herzen mit der kommunistischen Ideologie zu infiltrieren, indem sie versuchen, ungehindert einen Betrug aufrechtzuerhalten, um den reinen christlichen Glauben fortzuspülen und zu untergraben.”
Gläubige vor einer Kirche im Stadtteil Hekon in Dongying reißen ein Propagandaplakat zur traditionellen Kultur ab:
Am 29. Dezember 2018 nahmen religiöse Führer in Binzhou, im Norden Shandongs, an einem Treffen des Amts für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten teil. Das Hauptthema hier war das Buch The Art of War (Die Kunst der Kriegsführung), eine alte chinesische Abhandlung zum Militär, die dem Militärstrategen Sun Tzu zugeschrieben wird. Die Beamten unterstrichen, dass die “Weisheit” historischer Figuren respektiert und die nationale Kultur des Landes gefördert werden sollte. Den Teilnehmern wurde nahegelegt, jede Religion solle The Art of War studieren, was den Unmut der religiösen Führer hervorrief.
„Die Regierung zwang die Kirchen, die Nationalflagge zu hissen und Propagandaposter der sozialistischen Kernwerte anzubringen. Jetzt indoktrinieren sie uns mit The Art of War und wollen, dass wir historische Figuren verehren”, sagte ein Prediger der Three-Self Kirche. „Sie setzen den Geist der zentralen Behörden um und fördern die ‘Sinisierung’ der Religion. Der Glaube an Gott und das Studium von The Art of War haben absolut nichts miteinander zu tun. Diese Einmischung der Zentralregierung in die Kirche ist nicht gerechtfertigt, denn eigentlich ist dies die Verfolgung der Kirche in neuen Kleidern.”
Christen werden jedoch nicht nur gezwungen, sich auf die Vergangenheit zu konzentrieren. Anlässlich einer Tagung von Eternal Life Christen im Stadtteil Huaiyin in der Stadt Jinan verlangte man von den Gläubigen, sich zusammenzusetzen und das Buch Thirty Lectures on Xi Jinping Thought on Socialism with Chinese Characteristics for a New Era [30 Vorlesungen über Xi Jinpings Gedanken zum Sozialismus mit chinesischen Merkmalen für eine neue Ära] zu studieren. Das Buch betont, dass “das Studium und die Umsetzung von Xi Jinpings Gedanken zum Sozialismus mit chinesischen Merkmalen für eine neue Ära die oberste Priorität der gesamten Partei und des ganzen Landes ist.”
Quellen zufolge stürmten am 6. Januar 2019 neun Personen, darunter örtliche Polizisten und Beamte des Unterbezirks, den Tagungsort, machten Audio- und Videoaufnahmen von den Gläubigen und notierten sich ihre Mobiltelefonnummern. Zudem wurde ihnen auch befohlen, ihre Versammlungen künftig in Übereinstimmung mit den Regierungsbestimmungen abzuhalten und Xi Jinpings Reden bei den Treffen vordergründig zu studieren.
„Die Regierung versucht, uns per Zwang zu indoktrinieren. Sie will uns vollständig kontrollieren“, sagte ein älterer Christ.
Es hat auch den Anschein, dass die KPC besonders darauf aus ist, die Anforderung umzusetzen, traditionelle Gemälde und Kalligraphien an Kirchengebäuden anzubringen und alle möglichen atheistischen Bücher in Kirchen auszulegen.
Das freut die Gläubigen wahrlich nicht besonders.
“Laut des Alten Testaments hat Hiskias´ Sohn Manasseh das Bild von Aschera und geschnitzten Götzen in den Tempel Gottes gestellt und den Tempel Gottes somit befleckt. Am Ende wurde er von Gott bestraft. Diese traditionellen Gemälde und kalligrafischen Werke sollten daher nicht in Kirchen gezeigt werden. Wenn sie Götzen in den Tempel bringen, versündigen sie sich gegenüber Gott”, erklärte ein Mitarbeiter der Three-Self Kirche.
Bericht von Li Mingxuan