In Zhejiang und Fujian wurden protestantische Versammlungsstätten zerstört oder geschlossen, weil sie als illegal galten, oder ihr Land für staatliche Zwecke gebraucht wurde.
Tang Wanming
Es geschah am 12. März. Mehr als zehn Polizeibeamte aus der Großgemeinde Chumen (Kreisstadt Yuhuan, im Zuständigkeitsbereich der Regierungsbezirksstadt Taizhou, Ostküstenprovinz Zhejiang) kamen zu einer Sola Fide-Hauskirche und erklärten, dass das Gebäude illegal sei und zerstört werden müsse. Die Gemeindemitglieder wurden angewiesen, die Kirche zu räumen.
Die Polizei nahm den Kirchenleiter mit zur Polizeidienststelle, entnahm ihm Blut für die Datenbank, in der biologische Informationen erfasst werden, und zwang ihn dazu, eine Garantieerklärung zu unterzeichnen. Darin musste er versprechen, keine Gottesdienste für die Gläubigen mehr abzuhalten.
Eine Woche später zerstörten Arbeiter auf Anweisung der Vereinigten Arbeitsfront mit einem Bagger die Kirche.
Die Kirchenangehörigen berichteten, dass die Kirche mehr als 400 000 RMB (ungefähr 52 000 EUR) in den Bau der Versammlungsstätte investiert habe. Um weiteren Verfolgungen zu entgehen, wechseln die Gläubigen nun häufig die Versammlungsstätten für ihre Gottesdienste.
Video: Arbeiter zerstören die Kirche.
Anfang April wurde die Versammlungsstätte einer Hauskirche in der Großgemeinde Tangxia in der Kreisstadt Rui’an im Zuständigkeitsbereich der Regierungsbezirksstadt Wenzhou in Zhejiang zerstört. Dies wurde damit begründet, dass das – über 1000 Quadratmeter große – Grundstück zum Bau eines Industrieentwicklungsgebiets benötigt werden würde.
Augenzeugen berichteten, dass über 50 Personen die Versammlungsstätte umstellten und ein Bagger das Gebäude dem Erdboden gleichmachte.
Gemeindemitglieder erzählten, dass diese Versammlungsstätte vor 30 Jahren gegründet worden sei. Das Grundstück, auf dem sie errichtet wurde, wurde durch Spenden finanziert. Die Kirche erlitt einen Schaden in Höhe von drei Millionen RMB (ungefähr 390 000 EUR).
In der Stadt Longyan in der Provinz Fujian im Südosten Chinas wurden Berichten zufolge in den vergangenen sechs Monaten mindestens sieben Versammlungsstätten von Hauskirchen seitens der Regierung schikaniert und angewiesen, ihre Gottesdienste einzustellen.
Am 18. Mai wurde die Xunsiding-Kirche in der Stadt Xiamen im Zuständigkeitsbereich von Longyan vom lokalen Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten geschlossen. Die Kirche war von einem der Hauskirchenpatriarchen, dem Prediger Yang Xinfei (1928-2011), gegründet worden.
Video: Regierungsangestellte versammeln sich vor dem Eingang der Xunsiding-Kirche, um die Gläubigen davon abzuhalten, sich dort zusammenzufinden.
Ein Prediger einer Hauskirche sagte, dass die Regierung Razzien gegen Andachtsstätten durchführt, die nicht von der Regierung genehmigt sind. Das letztliche Ziel dabei sei es, diese Kirchen auszulöschen. „Die Kommunistische Partei befürchtet, dass eine große Zahl an Gläubigen eine Gefahr für ihre Herrschaft darstellen könnte“, erklärte er. „Wer nicht gehorcht, wird genauso enden wie die uigurischen Muslime. Zehntausende von ihnen wurden in Transformation durch Bildung-Lager gesperrt und werden diese nie mehr verlassen können.“
Seit Beginn letzten Jahres wurden große und berühmte Hauskirchen wie die Kirche Zions und die Shouwang-Kirche in Peking oder die Early Rain Covenant-Kirche in Chengdu und die Ronggui Lane-Kirche in Guangzhou geschlossen – genauso wie Tausende weniger bekannte protestantische Religionsstätten. Grund dafür war, dass sie sich weigerten, der staatlich geführten Patriotischen Drei Selbst-Bewegung beizutreten. Berichten zufolge führt die KPCh eine gut organisierte landesweite Kampagne durch, um sämtliche christliche Hauskirchen auszulöschen.