Eine Kampagne von Bitter Winter und mehreren NGOs hat dazu beigetragen, dass die ehemalige KAG-Leiterin von vier chinesischen Provinzen, die mit einem falschen Reisepass in die USA geflohen ist, endlich aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Massimo Introvigne
Schwester Zou Demei ist frei. Das ist eine sehr gute Nachricht für Bitter Winter und die NGOs, die sie unterstützt haben: Gemeinsam mit der Lantos-Stiftung und mit der Unterstützung des International Religious Freedom Roundtable hatten sie an den US-Präsidenten Donald J. Trump geschrieben und die Freilassung Zous gefordert. Es ist auch eine gute Nachricht für ihren Rechtsanwalt Russell Abrutyn, der keine Mühen gescheut hat, um ihre Freilassung zu bewirken. Im März hatte der Immigrationsrichter ihre Abschiebung ausgesetzt. Er begründete sein Urteil damit, dass sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) in China verfolgt werden würde. Auf der Grundlage von Aussagen von Wissenschaftlern, der Menschenrechtsgemeinschaft und Zous Glaubensgenossen, kam er zu dem Schluss, dass es sich bei ihr tatsächlich um Zou Demei handelt, dass sie zur KAG gehört und dass KAG-Mitglieder in China verfolgt werden. Auch wenn sie aus verschiedenen technischen Gründen kein Asyl in den USA gewährt bekam, darf Schwester Zou im Land bleiben. Mittlerweile hat sie das Gefängnis verlassen, in dem sie über zwei Jahre lang festgehalten worden war, und ist nun eine freie Frau.
Zou war bis 2016 als Gebietsleiterin der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG), einer in China verbotenen neuen christlich-religiösen Bewegung, verantwortlich für die vier Provinzen Yunan, Guizhou, Chongqing und Sichuan. Damit gehörte sie zu den höchsten KAG-Leitern in China und die Behörden unternahmen alles, um sie festzunehmen – unter anderem setzten sie ein hohes Kopfgeld auf sie aus. Wie alle KAG-Mitglieder vernichtete sie alles, was auf ihre wahre Identität hinwies und lebte unter dem Namen Lu Yao.
2016 erfuhr Zou, dass sie nicht nur gesucht wurde, weil sie Leiterin einer verbotenen religiösen Bewegung war – was schon schlimm genug war – sondern, dass sie auch aufgrund gefälschter Spionagevorwürfe der Gefahr der Todesstrafe ausgesetzt war. Es gelang ihr, aus China zu entkommen. Indem sie den Reisepass einer anderen Person mit ihrem Foto verwendete, gelangte sie nach Südkorea. Da Südkorea, anders als die USA und Kanada, KAG-Flüchtlingen kein Asyl gewährt, und sie mit einem falschen Reisepass kein sicheres Leben führen konnte, entschied sie sich, in die USA zu fliehen. Am 24. Januar 2017 landete sie in Detroit, wo ihr Reisepass als falsch erkannt und sie festgenommen wurde.
Aufgrund sprachlicher Probleme konnten sie und einige ihrer Glaubensgenossen, die ihr anfangs helfen wollten, den US-amerikanischen Behörden ihren Fall nicht verständlich machen. Am 04. Dezember 2017 wurde ihr Asylantrag abgelehnt und ihre Rückführung nach China angeordnet. Ihre Berufung wurde am 22. Mai 2018 abgelehnt. Am 13. August 2018 wurde ein Aufschub der Ausweisung verfügt, was auf den überwältigenden Beweisen für ihre Identität und ihre Aufgaben in der KAG sowie auf Dokumenten über die Verfolgung der KAG in China gründete. Am 18. März 2019 erhielt sie die Aufenthaltsgenehmigung für die USA.
Auch wenn Bitter Winter der Überzeugung ist, dass man Schwester Zou Asyl hätte gewähren sollen, sind wir den US-amerikanischen Behörden dankbar, die ihre Rückführung nach China verhindert und ihr den Aufenthalt in den USA genehmigt haben. „Ohne die Unterstützung von Bitter Winter sowie zahlreicher Wissenschaftler und NGOs hätten wir das nicht geschafft“, meinte Abrutyn. „Ich hoffe nur, dass das auch für andere KAG-Mitglieder bedeutet, dass sie nun Schutz und Sicherheit in den USA und anderswo finden können.“