Ein Forum in Bologna thematisierte die wichtigsten Probleme der Religionsverfolgung in China und stellte internationalen Wissenschaftlern Bitter Winter vor.
Massimo Introvigne
Die vor zwei Jahren gegründete European Academy of Religion entwickelt sich zur größten europäischen Versammlungsstätte für Religionswissenschaftler und Theologen. An der Konferenz in Bologna (Italien) vom 4. bis 6. März nehmen 1200 Akademiker und religiöse Aktivisten aus allen Ländern Europas und darüber hinaus teil.
Eines der Eröffnungsforen am 4. März beschäftigte sich mit der Frage Was wissen wir über Religion in China? Fake News, Real News und “Bitter Winter“.
Der Begriff “Fake News“ wurde allgemein bekannt, nachdem Donald Trump ihn in seinem Wahlkampf 2016 verwendet hatte. Er wurde auch von seinen Gegnern dazu eingesetzt, um die Manöver von Trumps Unterstützern anzuprangern. Es gibt eine wachsende Zahl sozialwissenschaftlicher Veröffentlichungen zu Fake News, in denen viele, darunter die Philosophen Neil Levy, Regina Rini und Axel Gelfert, unterschiedliche Definitionen des Begriffs verwenden.
Religion bietet einen fruchtbaren Boden für Fake News. In dem Forum wurde eine Fallstudie zur Religion in China vorgestellt, bei der Fake News zum einen von Regierungsquellen verbreitet wurden, um die Verfolgung bestimmter Gruppen zu rechtfertigen, zum anderen aber auch von religiösen Menschen, um ihre Gegner anzugreifen.
Im Forum wurde erörtert, wie man Fake News von wahren Informationen über die Religion in China unterscheiden kann. Außerdem wurde Bitter Winter anhand von Präsentationen und Videos vorgestellt. Anhand von Praxisbeispielen wurde gezeigt, wie die Website arbeitet.
Ich erörterte die Geschichte der Religionsfreiheit bzw. deren Nichtgewährung in China, und verlas eine wissenschaftliche Arbeit über den Gebrauch und den Missbrauch des Begriffs xie jiao von Professor Gordon Melton von der Baylor-Universität in Waco (Texas), der aufgrund einer Flugverspätung erst zum Ende der Sitzung ankam. Die stellvertretende Chefredakteurin von Bitter Winter, Rosita Šorytė, zeigte, welchen Einfluss Fake News, vor allem in Südkorea, auf die Ablehnung von Asylverfahren von Flüchtlingen der Kirche des Allmächtigen Gottes haben. Arune Kontautaitė, die Nachrichtenredakteurin von Bitter Winter sowie der stellvertretende Geschäftsführer des Magazins, Marco Respinti, erklärten, wie Bitter Winter aufgebaut ist und arbeitet und welche Rolle das Magazin beim Kampf gegen Fake News spielen kann, von denen heute vor allem die Uiguren, Falun Gong und die Kirche des Allmächtigen Gottes betroffen sind. Kontautaitė gab eine lebendige und sehr gut aufgenommene Einführung in die Nutzung unserer Website.
Die Veranstaltung wurde von Wissenschaftlern aus Italien, Finnland, Spanien und Hongkong besucht. Sie nahmen an der Abschlussdiskussion teil, in der es darum ging, wie Bitter Winter der wissenschaftlichen Gemeinschaft dabei helfen kann, rechtliche Fragen bezüglich der Religion zu verstehen. Außerdem wurde über neue Religionsbewegungen in China gesprochen. Wissenschaftler aus Hongkong berichteten, dass sich zunehmend Fake News über bestimmte Religionsgruppen von China aus nach Hongkong verbreiten.