Mit ihrer Politik der „Vier Anforderungen“ versucht die KPCh mit kommunistischen Symbolen und kommunistischer Ideologie in die Kirchen einzudringen und die Religion vollständig auszulöschen.
Laut den „Zwei Räten“, auch bekannt als die Patriotische Drei Selbst-Bewegung (TDSB) und der Christenrat Chinas (CCC), ist Patriotismus ein Muss. Der Ortsverband der Räte in der Stadt Baoji in der Provinz Shaanxi im Nordwesten Chinas hat am 2. September 2018 in der Shilipu-Kirche in Baojis Stadtbezirk Jintai eine Konferenz veranstaltet, in der betont wurde, dass es „Pflicht“ sei, die Nationalflagge in Kirchen zu hissen.
Die aktuellen Regierungsziele in Hinblick auf die Religion sind in der Tat simpel: Die Liebe zum Land soll vor der Liebe zur Religion stehen – auch wenn die Regierungsbeamten es in Wirklichkeit am liebsten sähen, wenn es gar keine Liebe zur Religion gäbe. Auf der Konferenz verlangten die Beamten auch, dass alle lokalen Kirchen die sogenannte Politik der „Vier Anforderungen“ umsetzen: die Nationalhymne singen, vor den Gottesdiensten eine Flaggenzeremonie abhalten, sowie während der Gottesdienste die neuen Regelungen für Religionsangelegenheiten und die „Sozialistischen Grundwerte“ verkünden.
Kurz nach der Konferenz startete in der Stadt Baoji eine „Rote Revolution“-Kampagne gegen Kirchen. Im Oktober musste eine Hauskirche im Jintai-Bezirk der Stadt unter dem Druck der Behörden die Nationalflagge hissen. Wenige Tage später verlangte das städtische Büro für Religiöse Angelegenheiten von derselben Kirche, ein Mao Zedong-Porträt aufzuhängen – gegen den Widerstand der Gläubigen.
Dann bestanden die Behörden darauf, dass Spruchbänder mit den sozialistischen Grundwerten in der Kirche aufgehängt werden müssten und verboten den Gläubigen, zu Beginn ihrer Versammlungen Lieder zu singen, in denen Gott gepriesen wird – stattdessen sollten sie Lieder singen, die die Partei verherrlichen.
„Wir mussten Kompromisse eingehen, ansonsten wäre die Versammlungsstätte geschlossen worden“, erklärte ein Gläubiger. „Wir haben dann immer Lieder zu Gottes Lob gesungen, bevor die Angestellten des Büros für Religiöse Angelegenheiten kamen. Als sie dann da waren, haben wir mit dem Singen aufgehört.“
Es heißt, dass mehrere Kirchen in Baojis Stadtbezirken Jintai und Chencang dazu gezwungen wurden, die Politik der „Vier Anforderungen“ umzusetzen.
„Wenn wir die Nationalflagge nicht aufhängen, schließt die Regierung die Kirche. Das ist die aktuelle Politik“, berichtete ein Kirchenmitglied.
Eine staatlich kontrollierte Drei Selbst-Kirche im Kreis Jing‘an in der Gerichtsbarkeit der Stadt Yichun in der südöstlichen Provinz Jiangxi wurde im Rahmen der behördlichen „Sinifizierungs-Kampagne“ ebenfalls vollständig verändert.
„Sinifizierung bedeutet, dass die Ideologie religiöser Menschen grundlegend verändert und der unverfälschte religiöse Glaube ausgelöscht wird“, erklärte ein Hauskirchenleiter. „Das endgültige Ziel besteht darin, das Christentum – und auch den Daoismus, den Buddhismus und den Islam – auszulöschen, sodass am Ende nur der Kommunismus übrigbleibt.
Bis Anfang August hatte die Kirche die chinesische Flagge aufgehängt und mehrere Schilder an der Wand angebracht – unter anderem mit der Nationalhymne und den Regelungen für Religionsangelegenheiten, sowie ein Schild mit Informationen zu den Zuständigkeiten der Gemeinde und des Verwaltungspersonals der Versammlungsstätte. Auf diesem „Schild der Zuständigkeiten“ werden die Pflichten der Zuständigen von allen Ebenen aufgeführt. Die Hauptpflicht des stellvertretenden Gemeindevorstands besteht unter anderem darin, die Menschen so zu führen und zu erziehen, dass sie die sozialistischen Grundwerte verbreiten. Der Parteisekretär des Dorfes muss die Gemeinde bei dieser Aufgabe unterstützen.
Kirchenmitglieder berichten, dass das Büro für Religiöse Angelegenheiten die Kirchenleiter auch angewiesen habe, den Gläubigen so schnell als möglich das Singen der Nationalhymne beizubringen.
„Sie müssen sie unbedingt singen. Und Sie müssen das nicht nur singen, sondern auch in Ton und Bild aufnehmen und die Aufzeichnungen dem Kreisbüro für Religiöse Angelegenheiten zukommen lassen“, sagte ein Beamter des Kreisbüros für Religiöse Angelegenheiten. „Das Kreisbüro für Religiöse Angelegenheiten muss dann dem Büro für Religiöse Angelegenheiten des Regierungsbezirks Yichun Bericht erstatten. So lautet die Vorschrift der höheren Behörden.“
Die Gläubigen hatten keine andere Wahl und sangen in der Kirche zum ersten Mal unter der Überwachung durch Beamte des Büros für Religiöse Angelegenheiten die Nationalhymne. Kirchenmitglieder berichten, dass den meisten Gläubigen beim Singen der Nationalhymne das Herz schwer wurde und manche von ihnen sogar Tränen des Kummers vergossen.
Die Kirchenmitglieder meinten: „Die Kirche hat nun die dunkelste Stunde vor dem Sonnenaufgang erreicht.“
Nicht nur christliche Kirchen wurden dazu gezwungen, die Nationalflagge zu hissen und die Nationalhymne zu singen. Auch das Äußere einer Moschee in der Stadt Jiayuguan in Chinas nordwestlicher Provinz Gansu wurde „sinifiziert“ und das laute Verlesen ist in der Moschee nicht mehr zu hören.
Im August 2018 entsandte das städtische Büro für Religiöse Angelegenheiten Angestellte, die vor der Moschee von Jiayuguan die chinesische Flagge hissen sollten. Auf dem Gelände rund um die Moschee wurden Überwachungskameras installiert. Links neben dem Eingang der Moschee wurden die „Fünf Pflichten des Patriotismus“ an die Wand geschrieben, rechts die „Sozialistischen Grundwerte“.
Mittlerweile wurde der Imam der Moschee durch einen von der Regierung ernannten Imam ersetzt. Vor dem Gottesdienst muss dieser zunächst die Staatspolitik verkünden. Dies wurde bereits in die Moschee-Vorschriften aufgenommen.
„Auf diese Art will die Regierung alle Hui und unseren Glauben ‚sinifizieren‘“, erklärte ein älterer Muslim. „In der Stadt Jiayuguan kann man nirgends mehr einen Koran kaufen. Es gibt auch keine Schulen mehr für die arabische Sprache. Die Kinder der Hui können von früh an nur Chinesisch lernen. Die Regierung löscht den Islam Schritt für Schritt aus.“
Bericht von Zhou Xiaolu