Die chinesische Regierung nutzt Grund- und weiterführende Schulen, um den Schülern zu erklären, dass die beste Weltanschauung der Atheismus ist und nicht die Religion.
Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) indoktriniert junge Köpfe, indem sie eine Boykottbewegung gegen die Religion in Schulen antreibt und dabei die üblichen Droh- und Einschüchterungsmethoden anwendet, um ihr endgültiges Ziel – die Auslöschung der Religion – zu erreichen. Bitter Winter hat Zeugenberichte über die zunehmend anti-religiöse Haltung in den Schulen der chinesischen Provinzen erhalten.
Um Schüler von Religion fernzuhalten, hat die Bildungsabteilung der Stadtteilverwaltung von Heping (Stadt Shenyang, nordöstliche Provinz Liaoning) Ende Oktober 2018 einen Erlass herausgegeben, nach dem der Religionsunterricht in Schulen innerhalb ihrer Gerichtsbarkeit verboten ist und gleichzeitig Schüler von religiösem Glauben fernhält. Stattdessen will die KPCh, dass die Lehrer Flaggenzeremonien und Unterrichtsthemen dazu verwenden, die Ideologie der Schüler auf Parteilinie zu bringen.
Die Lehrer einer Schule in der Stadt Yingkou (Liaoning) erhielten von ihren Vorgesetzten eine WeChat-Nachricht, in der sie dazu aufgerufen wurden, festzustellen, ob sich religiös gläubige Schüler in ihren Klassen befinden. „Wenn dies der Fall ist, nehmen Sie bitte Kontakt zu den Eltern der Schüler auf, um festzustellen, ob der Schüler wirklich religiös ist“, hieß es in der Nachricht weiter. Außerdem wurden die Lehrer angewiesen, den Eltern religiöser Schüler mitzuteilen, dass die Schule diese Informationen an die Behörden weiterleiten würde.
Im Nordwesten Chinas forderte ein Schulleiter im Stadtbezirk Anning der Provinzhauptstadt Lanzhou (Gansu) in einer Willkommensrede für die Schüler, in der er den Geist des 19. Nationalkongresses der KPCh propagierte, die Lehrer dazu auf, die Schüler im Unterricht ihre Liebe zur Partei und zum Land beschwören zu lassen.
Am 20. September versammelten sich alle Lehrer und Schüler einer Mittelschule im Kreis Yongdeng (Lanzhou) – insgesamt ungefähr 1500 Personen – vor dem Lehrgebäude, vor dem der Schulleiter und zwei Polizeibeamte auf einer Bühne saßen.
„Wenn irgendjemand feststellt, dass eine Person an Gott glaubt, muss er das sofort dem Büro für Öffentliche Sicherheit melden. Wer einen gewöhnlichen Gottesgläubigen meldet, erhält eine Belohnung von 1000 RMB [ungefähr 146 USD] und wer einen Kirchenleiter meldet, bekommt eine Belohnung von 10 000 bis 40 000 RMB [ungefähr 1500-5840 USD]“, erklärte einer der Polizeibeamten den Kindern. „Wenn eure Mutter oder euer Vater religiös sind, dann meldet uns das umgehend. Wenn ihr einem Fremden begegnet, der predigt, ruft die 110 [die Notrufnummer der Polizei in China] an und meldet ihn umgehend.“
Im Oktober 2018 verkündete der Dekan einer Mittelschule in Zhejiang, einer östlichen Provinz Chinas, auf einer Versammlung aller Lehrer und Schüler der Schule: „Die Regierung hat bereits Falun Gong, den Katholizismus und der Protestantismus als xie jiao eingstuft – ihr dürft nicht an diese Religionen glauben, sondern einzig und allein an die Kommunistische Partei.“
Dies weckte Ängste unter den christlichen Eltern. Ein Elternteil drückte seine Besorgnis darüber aus, dass die Indoktrinierung mit „dieser Art von atheistischer Ideologie“ dazu führen kann, dass die Kinder „Vorurteile gegen die Religion entwickeln.“
Im September 2018 verlangte der Direktor einer Mittelschule in der Stadt Huaibei in Anhui, einer Nachbarprovinz von Zhejiang, dass alle Schüler und Lehrer der Schule jegliches Familienmitglied melden sollten, das an Gott glaubt. Dabei drohte er damit, dass alle Gläubigen sowie alle, die mit Gläubigen in Beziehung stünden, der Schule verwiesen würden.
Der Direktor einer Grundschule in der Stadt Bozhou (Anhui) wurde sogar noch deutlicher: „Die Leiter des Zentralkomitees haben gesagt, dass jeder, der an Gott glaubt, ob Kind, Erwachsener oder Senior, festgenommen und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird.“
Mitte September 2018 führten zahlreiche Polizeibeamte drei Tage lang eine Untersuchung an einer Grundschule in Bozhou durch, um festzustellen, ob es unter den Schülern Gläubige gäbe. Ein Schüler berichtet, dass die Polizeibeamten versuchten, die Erst- und Zweitklässler mit Geld und Naschzeug zu bestechen, damit diese ihnen sagten, ob ihre Eltern an Gott glauben, und sogar versuchten, sie dazu zu bringen, gegeneinander auszusagen oder sich gegenseitig zu beschuldigen und bei der Untersuchung bezüglich des religiösen Glaubens mit den Polizisten zusammenzuarbeiten.
Anfang Juni 2018 sah ein Grundschüler aus der Stadt Zhangye (Gansu) ein großes grünes Schild in einem Klassenraum, auf dem die Namen von einem Dutzend religiöser Gruppen standen, wie etwa Falun Gong, die Schreier, die Kirche des Allmächtigen Gottes, und dazu noch kurze Informationen zu diesen Gruppen, darunter auch zu Fällen, in denen religiöse Personen bei der Verfolgung den Tod fanden, nachdem sie von der KPCh als Anhänger einer xie jiao eingestuft worden waren.
Der Lehrer sagte zu den Schülern: „Schüler, was immer ihr auch tut, glaubt nicht an Gott oder Geister. Sie sind nur Trug- und Fantasiebilder. Diese Menschen, die festgenommen wurden und starben, weil sie an Gott glaubten, haben das verdient! Wenn ihr jemanden seht, der an Gott glaubt, müsst ihr ihn melden, um eure Treue zum Staat unter Beweis zu stellen.“
Bericht von Piao Junying