Auf Grund seiner Nachbarschaft zu Xinjiang wird die Provinz Gansu nun zu einem Ziel für die Umsiedlung internierter Uiguren.
Li Wensheng
Wie Bitter Winter bereits berichtet hat, haben sich die chinesischen Behörden daran gemacht, eine große Zahl der Internierten zu verlegen: Um die Massenfestnahmen von Uiguren zu verschleiern, bringen sie diese von den überfüllten Gefängnissen und Transformation durch Bildung-Lagern in Xinjiang in andere Provinzen Chinas, unter anderem nach Shaanxi, Gansu, Heilongjang und weitere Orte.
Jüngsten Berichten zufolge werden mindestens 1000 Uiguren in einem Gefängnis in der Stadt Wuwei (Provinz Gansu) festgehalten. In der Stadt lebende Quellen berichten, dass im Herbst 2018 eine Straße, die zum Stadtgefängnis führt, zwei Tage lang vollständig gesperrt worden sei und weder Fahrzeuge noch Fußgänger passieren hätten dürfen.
Am ersten Tag eskortierte eine bewaffnete Polizeieinheit über ein Dutzend Busse zum Gefängnis, wendete dann jedoch schnell und fuhr davon. Die Quellen gehen davon aus, dass es sich dabei um eine Übung gehandelt hat. Am nächsten Tag gegen zwei Uhr am Morgen brachten mehr als ein Dutzend Busse eine Gruppe von Uiguren aus Xinjiang vom Bahnhof der Stadt Wuwei zum Gefängnis.
“In dieser Nacht waren beide Straßenseiten von bewaffneten Polizisten umgeben. Jeder Bus wurde von drei Polizeiwagen begleitet. Alle Uiguren trugen Hand- und Fußschellen und jeder wurde von zwei Polizeibeamten eskortiert,“ berichtet ein Augenzeuge, der beschreibt, was sich in dieser Nacht abgespielt hat.
Ein Insider, der anonym bleiben möchte, berichtet, dass die Gruppe der verlegten Uiguren aus ungefähr 100o Personen bestanden hatte, von denen alle zu Gefängnisstrafen von bis zu 20 Jahren verurteilt worden waren. Die Quelle hatte festgestellt, dass die Internierten jeden Tag Hand- und Fußschellen tragen.
Ein Netzwerktechniker aus Xinjiang erzählte Bitter Winter, dass die Gefängnisse in Xinjiang extrem schnell gebaut worden seien. Nur wenige Tage, nachdem der Techniker ein Netzwerk-System für ein Gefängnis eingerichtet hatte, musste er schon in das nächste, um dessen Netzwerk-System einzurichten. Er berichtet, dass die Gefängnisse über lange Zeit hinweg überfüllt gewesen seien, und dass die riesige Zahl neuer Gefängnisse, die die Regierung erbaut, nicht ausreicht, um alle unterzubringen. Infolgedessen werden nun in Gansu viele neue Gefängnisse gebaut.
Bitter Winter hat bereits zuvor berichtet, dass Uiguren zur Internierung in das Gefängnis von Cuijiagou (Stadt Tongchuan, Provinz Shaanxi) verlegt wurden. Jüngsten Berichten zufolge werden die Internierten in diesem Gefängnis misshandelt.
Eine lokale Quelle berichtete Bitter Winter: “Sie tragen Hand- und Fußschellen, die ihnen nicht einmal zum Schlafen abgenommen werden. So müssen sie 24 Stunden täglich in einer gekrümmten Haltung verbringen. Wenn einer der Internierten ungehorsam ist, drohen ihm oder ihr unter Umständen sogar der Tod. Ich habe gehört, dass manche der Uiguren so verängstigt sind, dass sie anfangen zu zittern oder einzunässen, wenn die Gefängniswärter ihre Namen rufen.“
Laut einem Bericht von Radio Free Asia vom 26. März wurden Hunderttausende von Menschen aus dem Kasachischen Autonomen Regierungsbezirk Ili heimlich in andere Gegenden verlegt, wohin genau ist jedoch nicht bekannt. In verschiedenen chinesischen Provinzen wurden in den letzten paar Jahren Gefängnisse renoviert und weiterentwickelt. Laut erwähntem Bericht, der sich auf Informationen von der Regierungswebsite stützt, werden die Gefängnisse in China immer größer: In den vergangenen sechs Jahren wurden 200 Gefängnisse unterschiedlich stark vergrößert. Seit 2018 wurden 34 Projekte zur Gefängnisvergrößerung begonnen.
Nach eigenen online-Recherchen von Radio Free Asia stehen viele der renovierten Gefängnisse nicht auf der offiziellen Liste, was zeigt, dass die tatsächliche Zahl der Gefängnisvergrößerungsprojekte höher ist, als die offiziell genannte.
In dem Bericht wird auch der Sprecher des Weltkongresses der Uiguren in Deutschland, Di Lishati, zitiert. Er sagt, dass viele der illegal internierten Uiguren aus den Transformation durch Bildung-Lagern in der Region Xinjiang verlegt worden seien. Die Gefängnisse sind überfüllt und die chinesischen Behörden planen, die Internierten nach und nach in die Provinzen im Inneren Chinas zu verlegen, wo sie weiterhin interniert und unterdrückt werden.