Die landesweite KPCh-Kampagne zur Ausmerzung von Statuen buddhistischer Gottheiten verbreitet sich unkontrollierbar über ganz China. Selbst heilige Orte werden nicht verschont.
von Zhang Feng
Vielleicht weil sie befürchten, dass die hoch aufragenden Freiluftstatuen der Gottheiten eine Konkurrenz für die totalitäre KPCh-Herrschaft darstellen könnten, verstärken die Behörden überall in China ihre Razzien gegen buddhistische Statuen: entweder zerstören sie diese mit Sprengstoff oder sie verstecken sie vor den Augen der Öffentlichkeit.
Liaoning: Um sie vor der Zerstörung zu retten, erhalten Statuen ein „Facelifting“ oder werden versteckt
Die Regierung des Kreises Tieling im Zuständigkeitsbereich der Stadt Tieling in der nordöstlichen Provinz Liaoning warnte die Verantwortlichen lokaler Friedhöfe, dass die staatlichen Vorschriften buddhistische Freiluftstatuen verbieten würden. Im Mai wurde der Ökologische Garten-Friedhof von Dahebei im Kreis gezwungen, einer Guanyin-Statue ein „Facelifting“ zu verpassen, um diese vor dem Abriss zu bewahren.
Die „Viergesichtige Guanyin“-Statue auf dem Friedhof war über 20 Meter hoch. In einem mehr als dreimonatigen Renovierungsprojekt wurde der Kopf der Statue in Form einer Lotosblüte gebracht. Jetzt sieht dieses Abbild nicht im Geringsten mehr wie Guanyin – die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit – aus.
„Offen gesagt, sieht sie nach gar nichts aus. Für uns wirkt das peinlich, aber wir können nichts machen. Wenn wir sie nicht geändert hätten, dann wäre die vollständige Bodhisattva-Statue zerstört worden“, erklärte ein Friedhofsmitarbeiter.
Eine über zehn Meter hohe Statue der Kṣitigarbha-Bodhisattva auf dem Junlongquan-Friedhof im Kreis wurde zwei Mal versteckt. Das erste Mal war sie unter verzinkten Eisenplatten verborgen worden, auf denen die „Die 24 Beispiele kindlicher Pietät“ geschrieben standen. Doch die lokalen Beamten beschlossen, dass dies nicht ausreicht. Der Verantwortliche für den Friedhof musste die buddhistische Statue mit Marmorplatten umgeben.
„Die buddhistische Statue hat so schön ausgesehen! Nach den jetzigen Änderungen sieht sie aus wie eine Steintafel. Mir fehlen die Worte, um das zu beschreiben!“, sagte ein Dorfbewohner wütend.
Shanxi: Guanyin-Statue zerstört
Das Landschaftsschutzgebiet Cangshan in der Stadt Yangquan in der nördlichen Provinz Shanxi ist eine nationale Touristenattraktion der Stufe 4A. Dort stand eine 16 Meter hohe Guanyin-Statue auf dem Gelände des Lotus-Tempels. Am 20. Juni riss die Lokalregierung diese jedoch mit einem riesigen Kran ab. Ein Mitarbeiter des Landschaftsschutzgebietes berichtete, dass die Regierung der Öffentlichkeit während der Abrissarbeiten erklärt hätte, dass sie Renovierungsarbeiten durchführen würde. Außerdem hätte sie Polizisten organisiert, welche die Straße, die zum Tempel führt, bewachten und den Menschen eine Durchfahrt verwehrten.
„Die Regierung behauptete, dass Touristengebiete kein Ort zur Buddha-Anbetung wären und dass Bodhisattva-Statuen hier verboten seien“, sagte der Mitarbeiter.
Er berichtete auch, dass die Regierung einen Monat vor Abriss der Statue den „Sutra-Pavillon“-Tempel und die „Halle des Liegenden Buddha“ versiegelt habe.
Auch wenn manche der lokalen Beamten die gewaltsame Zerstörung von Buddha-Statuen ablehnen, haben sie unter dem Druck ihrer Vorgesetzten keine andere Wahl, als zu gehorchen. „Xi Jinping hat jetzt das Sagen. Wenn er verlangt, dass wir Razzien gegen den Buddhismus durchführen sollen, wer würde es dann wagen ihm zu widersprechen? Wenn Beamte der Zentralregierung unangekündigt vor Ort kommen und entdecken, dass ein Dorf einen Tempel und eine Spendenbox hat, dann werden die lokalen Beamten auf der Stelle entlassen“, berichtete ein Beamter der Lokalregierung.
Im Mai brachte die Vereinigte Arbeitsfront des Kreises Lingqiu im Zuständigkeitsbereich der Stadt Datong eine Liste zur „Berichtigung“ heraus. Darin wurde dazu aufgerufen, gegen Außenstatuen vorzugehen. Im Juni wurde eine 15 Meter hohe Bodhisattva-Statue im lokalen Xuanlong-Tempel gewaltsam zerstört. Augenzeugen berichten, dass der über achtzig Jahre alte Abt während der Abrissarbeiten mehrmals versucht habe, einzuschreiten und die Abrissarbeiten zu verhindern. Aber die Regierungsangestellten hätten ihn weggetragen.
Eine Quelle berichtete Bitter Winter, dass der Tempel den Razzien nicht entgehen konnte, obwohl der Abt des Tempels proaktiv die „Vier Anforderungen“-Vorschriften der Regierung umgesetzt und versprochen hatte, dass die Gläubigen der Partei gehorchen und folgen würden.
Shandong: 400 000 Renminbi für Abriss einer 30 Meter hohen Statue
Im Landschaftsschutzgebiet Dengshan – einem nationalen Landschaftsschutzgebiet der Stufe 3A im Stadtbezirk Lanshan der Stadt Rizhao in der östlichen Provinz Shandong – wurde im Februar eine 30 Meter hohe „Tausendhändige Guanyin“-Statue gewaltsam zerstört.
Eine anonyme Quelle berichtete, dass die Arbeiten zum Abriss der „Tausendhändigen Guanyin“-Statue zwei Monate lang gedauert und ungefähr 400 000 Renminbi (ungefähr 51 000 Euro) gekostet hätten. Während der Abrissarbeiten hatte die Regierung der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass das Landschaftsschutzgebiet aufgrund von „Renovierungsarbeiten geschlossen“ sei.
Zur gleichen Zeit wurde eine “Kṣitigarbha-Bodhisattva”-Statue im Landschaftsschutzgebiet Tiantai-Berg im Stadtbezirk Donggang der Stadt Rizhao ebenfalls abgerissen.