Zu den Festnahmen von 500 Angehörigen der Kirche des Allmächtigen Gottes in der Zeit vom 26. – 28. Juni in der Provinz Liaoning sind weitere Informationen bekannt geworden.
Wie Bitter Winter bereits berichtete, haben die Behörden der Kommunistischen Partei Chinas, die in der Zeit vom 26. – 28. Juni durchgeführten Razzien, gegen eine neue christliche Bewegung in China, die Kirche des Allmächtigen Gottes, schon Monate vor ihrer Durchführung geplant. Dabei wurden 500 Anhänger der Kirche des Allmächtigen Gottes festgenommen, zahlreiche Kirchenmitglieder mussten aus ihren Häusern fliehen. Quellen berichten, dass die „Operation Donner“ geheim gehalten und keine Informationen herausgegeben worden seien. Mit der Durchführung seien hochrangige Beamte der Strafvollzugsbehörde betraut gewesen.
Nun hat Bitter Winter aktuell Zeugenaussagen von einigen der Festgenommenen in Dandong erhalten, wo 47 Mitglieder der Kirche während der Razzien verhaftet worden waren. Um die Anonymität der Menschen zu wahren, wurden ihre Namen von der Redaktion geändert.
Am 26. Juni um fünf Uhr morgens umstellten 20 Beamte das Haus von Zhang Qiang und weckten ihn aus tiefem Schlaf. Die Polizisten durchwühlten das Haus, legten Zhang Qiang in Handschellen und zwangen den, nur mit einem Tank-Top, Shorts und Hausschuhen Bekleideten in ein Polizeiauto zu steigen.
Am selben Morgen um die gleiche Uhrzeit drangen fünf Beamte der Polizeiwache von Donggang in das Haus von Jin Ru ein, durchsuchten es, beschlagnahmten ihren Computer, TF-Speicherkarten, religiöse Literatur, Bankkarten und Bargeld und nahmen sie mit zur Polizeiwache.
Am 27. Juni um sieben Uhr morgens kam die 86 Jahre alte Wang Ying aus dem Bezirk Zhenxing zum Haus ihres Sohnes Xiao Liang. Vier Beamte in Zivil, die in der Nähe des Hauses saßen und so taten, als spielten sie mit ihren Mobiltelefonen, rannten daraufhin zur Tür, stürmten ins Haus und riefen, dass sie gekommen seien, um das Haus zu durchsuchen. Ohne irgendwelche Unterlagen vorzuweisen, begannen sie das Haus vollständig zu durchsuchen und nahmen Wang Ying und ihren Sohn mit zur örtlichen Polizeiwache, nachdem sie religiöse Literatur gefunden hatten.
Am 26. Juni um 13 Uhr parkten vier Beamte der Polizeiwache von Jiudao in einem Privatfahrzeug in der Nähe von Su Yongshuns Wohnung im Bezirk Yuanbao. Als dessen Frau Wu Xia kurz nach 16 Uhr nach Hause kam, folgten die Beamten ihr, nahmen sie im Flur fest und zwangen sie dazu, die Wohnungstür zu öffnen. Später stürmten mehr als 30 Menschen das Haus, darunter Bai Chengbo, der stellvertretende Direktor des Büros für Öffentliche Sicherheit in Dandong (Bezirk Yuanbao) sowie Beamte der Abteilung gegen Drogen und für Innere Sicherheit, und füllten die gesamte Wohnung. Sie durchsuchten die Wohnung und beschlagnahmten seinen Computer, sein Mobiltelephon und religiöse Bücher. Dann wurden er und seine Frau festgenommen und zum Verhör zur Polizeiwache von Jiudao gebracht.
Am 27. Juni gegen fünf Uhr morgens drangen acht Beamte des Kreises Kuandian in Li Huas Laden ein und begannen ohne Vorlage irgendwelcher Dokumente alles zu durchsuchen. Sie beschlagnahmten mehrere Bände religiöser Literatur und TF-Speicherkarten; außerdem fanden sie eine Liste von Kirchenmitgliedern. Dann nahmen die Beamten Frau Li sowie ihren Sohn und ihre Schwiegertochter (die keine Mitglieder der Kirche sind) zum Verhör mit zur Polizeiwache. Auf der Wache nötigten die Beamten Li Huas Schwiegertochter dazu, Li Hua zu dem Geständnis zu bewegen, sie habe eine leitende Funktion in der Kirche, ansonsten würde sie gezwungen werden, ihnen Informationen über andere Kirchenmitglieder zu geben. Li Hua blieb keine andere Wahl als zu gestehen, dass sie eine leitende Funktion in der Kirche habe, um die anderen Kirchenmitglieder zu schützen.
Am 27. Juni wurde Xiao Li am frühen Morgen in einem Treffen im Stadtbezirk Yuanbao verhaftet. Am Abend desselben Tages lud die Polizei ihren Ehemann zur Befragung vor, konnte von ihm jedoch keine Informationen erhalten. Daraufhin folgten sie ihm und drangen in ihr Haus ein, von wo sie einen Laptop und ein Desktopgehäuse mitnahmen.
Am 27. Juni, kurz nach acht Uhr morgens, verkaufte Li Xia aus Qianyang gerade Kohle, als ein Beamter in Zivil, der sich als Verkäufer ausgegeben hatte, ihr Handschellen anlegte. Danach drangen fünf örtliche Polizeibeamte in Zivil in ihr Haus ein und durchsuchten ihre Besitztümer und sogar jede Jackentasche. Sie fanden mehr als 20 religiöse Bücher, die sie zusammen mit ihrem Gebäudeeigentumszertifikat, Bankkarten, Einzahlungsbelegen und 14000 RMB Bargeld mitnahmen.
Am 27. Juni um neun Uhr morgens fuhren vier Beamte der Polizeiwache von Kuandian zum Haus von Hua Fen. Sie zeigten einen Durchsuchungsbefehl und begannen das Haus zu durchwühlen. Nachdem sie zwei MP5-Player und religiöses Material gefunden hatten, nahmen sie Hua Fen direkt mit zur Polizeiwache.
Am Morgen des 27. Juni versuchte ein Polizeibeamter aus Dandong den Sohn von Liu Qi unter dem Vorwand, er sei ein lokaler Bote und bringe ein Päckchen, aus der Wohnung zu locken. Zunächst antwortete der Sohn er habe nichts online bestellt, aber als der Polizist insistierte, ging er doch hinaus. Daraufhin wurde er zur Polizeiwache von Guangji gebracht. Nachdem Liu Qi erfahren hatte, was mit ihrem Sohn geschehen war, floh sie.
Die „Operation Donner“ ist die neueste in der Liste der von der kommunistischen Regierung Chinas organisierten Kampagnen mit dem Ziel, den religiösen Glauben im Land zu brechen, welche seit Xi Jinpings Machtübernahme noch an Fahrt aufgenommen haben. Die Kirche des Allmächtigen Gottes ist besonders davon betroffen; ihre Mitglieder sind seit 1996 schweren Verfolgungen ausgesetzt. Nach Angaben der Kirche wurden zwischen 2011 und 2013 mehr als 300 000 Mitglieder festgenommen, viele von ihnen wurden gefoltert und getötet.
In dem 2017 veröffentlichten Bericht der Kirche des Allmächtigen Gottes über die Verfolgungen finden sich Einzelheiten zu mehreren Geheimoperationen deren Ziel die Kirche in den vergangenen Jahren war: 2013 die „Operation Frühlingsgewitter“ in der Provinz Henan und die Projekte „1301“ und „1401“ in der Provinz Guandong, 2014 die Operation „Hundert Tagesschlacht“ und 2017 die „Operation Türe klopfen“.
Bericht von Wang An’yang