Die KPCh-Bemühungen, die Religionen chinesischer zu machen, haben einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Buddha Statue “Erste Guanyin von Shandong“ erhält im wahrsten Sinne des Wortes ein Facelifting.
Li Mingxuan
Das Vorgehen der KPCh gegen buddhistische Versammlungsstätten im Rahmen des Unterdrückungskampfes gegen die Religion hat zum Verschwinden zahlreicher religiöser Freiluftstatuen überall in China geführt. Manche wurden mit Sprengstoff zerstört, andere vor der Öffentlichkeit verhüllt, bis ihr Schicksal entschieden ist. Um religiöse Versammlungsstätten chinesischer zu machen, wurden buddhistische Gottheiten durch Statuen von Konfuzius (551-479 v. Chr.) ersetzt – dem einflussreichsten chinesischen Philosophen und Lehrer.
Doch die bislang unübertroffene Spitzenleistung in Sachen “kreative Umsetzung von Xi Jinping´s Sinisierungsvorstellungen durch die KPCh“, ist die Umgestaltung einer buddhistischen Statue in der Ostküstenprovinz Shandong: Dort trafen die lokalen Behörden die überaus seltsame Entscheidung, den Kopf der Guanyin-Statue – der buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit – durch den von Konfuzius zu ersetzen.
Die Statue befindet sich im Volkskulturpark “Teich des Heiligen Wassers“ im Dorf Chengdongbu (Entwicklungszone der Stadt Pingdu). 2011 hatte das Parteikomitee des Dorfes über zwei Millionen RMB (ungefähr 266 000 EUR) für die Modellierung der 21 Meter hohen Marmorstatue der Guanyin der “Heiligen Quelle“ im Park ausgegeben. Diese wurde später als “Erste Guanyin von Shandong“ bekannt und sowohl Dorfbewohner als auch Touristen kamen vor Ort, um Räucherwerk zu verbrennen und um ein gutes Schicksal zu beten.
Anwohner erzählten Bitter Winter, dass der Parteisekretär des Dorfes ihnen letzten Herbst mitgeteilt habe, dass die Zentralregierung angewiesen hätte, die Verbreitung “feudaler oder abergläubischer“ Praktiken zu verbieten, unter anderem auch den buddhistischen Glauben und die Anbetung Guanyin´s. Aus diesem Grund, so sagte er, müsse die Statue der Göttin der Barmherzigkeit zerstört werden.
Die Mitglieder des Dorfkomitees wollten die Guanyin-Statue nicht zerstören, wagten jedoch nicht, ihrem Vorgesetzten etwas entgegenzusetzen. Am Ende schlug einer vor, den Kopf der Guanyin-Statue durch den Kopf von Konfuzius zu ersetzen. Er begründete dies damit, dass dieser ja als der bedeutendste Gelehrte der traditionellen chinesischen Kultur gilt, und keiner eine Statue mit seinem Kopf als abergläubisch bezeichnen könne.
Das Ergebnis nach dreimonatiger Arbeit und Kosten von 400 000 RMB (ungefähr 52 000 EUR) war ausgesprochen lächerlich. Die Statue, die mitten im Park steht, trägt den Kopf von Konfuzius, doch der Körper ist weiterhin der von Guanyin, der vollständig intakt geblieben ist: Sie trägt das traditionelle Gewand und macht mit ihrer rechten Hand die Mudra-Geste, bei der sich Daumen und Mittelfinger an der Spitze berühren, während die anderen Finger ausgestreckt bleiben. Die einzige Änderung am Körper besteht darin, dass man den Jade-Krug auf Guanyin´s linker Hand durch Schriftrollen aus Bambus ersetzte, dem wichtigsten Schreibmaterial in China vor der Einführung des Papiers. Die Lotosblüte am Sockel der Statue und die chinesischen Schriftzeichen für “Guanyin der Heiligen Quelle“ wurden entfernt und die ursprünglich weiße Statue mit Bronzefarbe angemalt.
Die Anwohner waren verstört und wütend angesichts dieses Mischwesens aus unterschiedlichen Geschlechtern, Traditionen und Religionen. Manche beschwerten sich, dass die Beamten die Menschen schikanieren und Kulturschätze zerstören würden, anstatt ihre Pflichten zu erfüllen. “Wie zu Zeiten von Mao Zedong ist es den Menschen verboten, an Gott oder Buddha zu glauben. Wir dürfen nur an die Kommunistische Partei glauben“, klagt ein Dorfbewohner.