Da die Hauskirchen zahlreiche erfinderische Möglichkeiten gefunden haben, um der Verfolgung zu entgehen, setzen die Behörden nun Spione ein, um gegen den religiösen Glauben vorzugehen.
In der Stadt Zibo in der im Osten Chinas gelegenen Provinz Shandong trafen sich die Gläubigen in einer Hauskirche, die als Restaurant getarnt war. Etwa 30 Gläubige konnten sich ein Jahr lang dort treffen, ohne entdeckt zu werden. Im Juli entdeckten die Behörden die Hauskirche jedoch und schlossen sie. Die Polizei drohte dem Prediger Li Hui (Name von der Redaktion geändert) und sagte, wenn die Gläubigen sich erneut träfen, würde der Kirche eine Geldstrafe von zwischen 100 000 und 200 000 RMB (ungefähr zwischen 14 300 und 28 600 USD) auferlegt werden.
Mittlerweile wurde vor kurzem auch die Qingquan-Kirche im Stadtbezirk Chengyang geschlossen. Die Kirche war in den letzten Jahren gewachsen, sodass sie 2016 nicht mehr alle Gläubige in dem ursprünglichen Gebäude unterbringen konnte. Daraufhin mietete sie weitere Räume an, gab sich dabei jedoch als Kunstgruppe aus, um einer Überwachung zu entgehen.
Ein Teil der Räume wurde genutzt, um am Wochenende Schüler zu betreuen, der Rest diente religiösen Zwecken. Immer wenn Versammlungen in der Kirche stattfanden, hielten einige Gemeindemitglieder Wache. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen wurde die Kirche entdeckt und letztendlich geschlossen.
Im Kreis Luhe im südlich gelegenen Guangdong schlossen die Behörden ein Pflegeheim für ältere Menschen, weil es von der Baishitang-Kirche gegründet worden war. Die Einrichtung hatte auch mehr als 100 Gläubigen als Versammlungsort gedient.
Wie kann es sein, dass die Hauskirchen entdeckt wurden, obwohl sie doch solche Methoden entwickelt hatten, um den Behörden zu entgehen? Das mag daran liegen, dass die Behörden mittlerweile Spione nutzen, um gegen Hauskirchen vorzugehen.
Früher in diesem Jahr stürmten die Behörden eine Hauskirche in der Stadt Mohe in Chinas nördlichster Provinz Heilongjiang und nahmen dabei zwei Prediger und einen Gläubigen fest.
Zwei Monate später stellte sich heraus, dass eines der Kirchenmitglieder in Wirklichkeit ein KPCh-Spion war. Die Prediger der Kirche hatten den Spion Monate zuvor wegen seiner Krankheit aufgenommen und sich persönlich um ihn gekümmert. Überwältigt von dieser Liebe und Fürsorge bekam der Spion Schuldgefühle und offenbarte seine wahre Identität.
Er erklärte den Gläubigen, dass er den Anweisungen der lokalen Vereinigten Arbeitsfront und der dortigen Staatssicherheitsbrigade gefolgt war und bereits Telefonnummern von Gläubigen und Zugangsdaten zu ihrer WeChat-Gruppe weitergegeben hatte. Die Gläubigen mussten ihre Telefonnummern ändern und die Treffen an den drei Versammlungsstätten wurden beendet.
Zu den Spionen können Regierungsangestellte gehören, aber auch echte Gläubige, die unter Druck gesetzt wurden. Im Mai nahm die Polizei in Chongqing, einer größeren Stadt im Südwesten Chinas, zum Beispiel eine Gläubige fest und zwang sie dazu, 40 Tage lang etwas über den Atheismus zu lernen. Sie zwangen sie nicht nur dazu, ihren Glauben aufzugeben, sondern auch als Spionin für die Polizei zu arbeiten und ihnen so zu helfen, weitere Gläubige und Kirchenleiter festzunehmen.
Die Frau war eine Angehörige der Kirche des Allmächtigen Gottes, einer neuen christlich religiösen Bewegung in China, die stark verfolgt wird. In der südöstlichen Provinz Jiangxi wurde eine weitere KAG-Angehörige auf gleiche Art festgenommen und gezwungen ihre Glaubensgenossen zu verraten, indem sie diese per WeChat auf Video aufnahm.
Im Juni, wurde eine Kirche in der Stadt Xining, der Hauptstadt der im Nordwesten des Landes gelegenen Provinz Qinghai, geschlossen. Die Behörden hatten einen Agenten eingeschleust, der vorgegeben hatte, ein Gläubiger zu sein, und Fotos von mehr als 100 Gemeindemitgliedern, die diese Kirche besuchten, gemacht hatte.
Bericht von Piao Junying and Jiang Tao