Die KPCh schikaniert erneut in China lebende Angehörige von KAG-Flüchtlingen in Korea und bringt diese dazu, von 22. bis 24. Juli nach Südkorea zu reisen, um „ihre Angehörigen zu suchen“ und diese zurück zu bringen – ins Gefängnis.
Die Kirche des Allmächtigen Gottes: Im In- und Ausland verfolgt
Die Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) ist die größte neue christliche Religionsbewegung in China. Wegen ihres raschen Wachstums wurde die Kirche von der KPCh 1995 auf die xie jiao-Liste gesetzt und wird seitdem stark verfolgt. Die Verfolgung von KAG-Mitgliedern umfasste häufig Fälle von Festnahmen und Folter. Laut dem vor kurzem veröffentlichten Bericht der US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCIRF) von 2019, „hat die chinesische Regierung 2018 Tausende von Anhängern […] der Kirche des Allmächtigen Gottes schikaniert und verhaftet. Viele von denen, die während des Jahres inhaftiert wurden – die Kirche des Allmächtigen Gottes selbst schätzt ihre Zahl in den Tausenden – mussten Folterungen und andere Missbräuche erleiden, die in einigen Fällen zum Tode oder zum unerklärlichen Verschwinden während der Haft führten.“ Nach dem jährlichen Bericht über Internationale Religionsfreiheit des US-Außenministeriums für 2019, der auf das Jahr 2018 zurückblickt, „haben die Behörden nach Angaben der Kirche des Allmächtigen Gottes im Laufe des Jahres 11 111 Mitglieder dieser Kirche festgenommen.“ Die am zweit stärksten betroffene Gruppe war die Falun Gong mit 9000 Mitgliedern. „Die Kirche des Allmächtigen Gottes berichtete auch“, so das Dokument weiter, „dass die Behörden Hunderte ihrer Mitglieder ‚Folter oder Zwangsindoktrination‘ unterworfen haben.“ Insgesamt haben laut Bericht „die Behörden nach Angaben der Kirche des Allmächtigen Gottes 525 ihrer Mitglieder im Laufe des Jahres ‚Folter oder Zwangsindoktrination‘ unterzogen. Die Kirche berichtete auch, dass Angehörige Fehlgeburten erlitten haben, nachdem die Polizei sie in den Hafteinrichtungen ‚Folter und Misshandlungen‘ unterzogen hat.“
Am 20. Juni 2019 hat Bitter Winter zusammen mit anderen Veranstaltern in Seoul die Konferenz Der lange Arm des Drachen organisiert. Auf dieser Konferenz wurde dokumentiert, dass sich die Verfolgung der Kirche des Allmächtigen Gottes bis ins Ausland erstreckt. Dort werden Flüchtlinge von KPCh-Vertretern und deren Gefährten, wie der berüchtigten südkoreanischen Anti-Sekten und Pro-KPCh-Aktivistin O Myung-ok (오명옥), schikaniert.
Angehörige erneut schikaniert
Im März 2019 wurde ein älteres Ehepaar in der Provinz Jiangsu an der östlich-zentralen Küste Chinas wiederholt von Beamten des lokalen Büros zur Aufrechterhaltung der Stabilität schikaniert. Angestellte vom Büro zur Aufrechterhaltung der Stabilität setzten finanzielle Anreize ein, um die Eheleute dazu zu bringen, nach Südkorea zu reisen und „ihren Sohn zu suchen“. Diese weigerten sich jedoch. Ihr Sohn ist Mitglied der Kirche des Allmächtigen Gottes und floh ins Ausland, um einer Festnahme durch die KPCh zu entgehen.
Einen Monat später kamen erneut Beamte des Büros zur Aufrechterhaltung der Stabilität zum Haus der Eheleute und verlangten, dass diese Visa beantragen und zusammen mit den Beamten nach Korea reisen sollten. Die Beamten warnten das Ehepaar auch und sagten: „Das wurde von der Regierung und der Partei entschieden. Sie müssen mit uns zusammenarbeiten.“ Angesichts dieses Drucks flehte die alte Mutter: „Ich bin alt und mein Gesundheitszustand ist schlecht. Ich bitte Sie, nicht mehr zu kommen.“
Die häufigen Schikanen sorgten dafür, dass die alten Eheleute in Angst leben. Sie befürchten, dass ihr Sohn es schwer haben wird, einer Internierung und brutalen Folter zu entgehen, sobald er einmal nach China zurückgeschickt wurde.
Der Leidensweg dieser alten Leute ist keineswegs ein Einzelfall. Bitter Winter hat erfahren, dass im April ein pensionierter Arbeiter aus Chinas zentraler Provinz Henan ebenfalls von Beamten der für xie jiao zuständigen lokalen Polizeieinheit „zum Gespräch einberufen“ worden war. Sein Sohn ist auch KAG-Mitglied und wegen der Verfolgung in China nach Südkorea geflohen, um dort Asyl zu beantragen.
Ein angeblicher „Familiensuchtrupp“
Der pensionierte Arbeiter berichtete, dass die Polizeibeamten der KPCh erklärt hätten, dass sie einen „Familiensuchtrupp“ zusammenstellen würden, der nach Südkorea reisen solle. Der pensionierte Arbeiter sollte sich diesem Trupp anschließen. Die Beamten berichteten auch, dass die Teilnehmer an dem „Familiensuchtrupp“ aus allen Teilen Chinas kämen und dass die vollständigen Kosten für die Auslandsreise für sämtliche Teilnehmer übernommen würden. Bedingung sei es jedoch, dass die Teilnehmer vollständig den Anweisungen und Vorgaben der Organisatoren des „Familiensuchtrupps“ Folge leisten müssten. Die Beamten weigerten sich, irgendwelche weiteren Angaben zur Identität der Organisatoren zu machen.
Der pensionierte Arbeiter erzählte Bitter Winter auch, dass die Angestellten der lokalen Anti-xie jiao-Einheit gesagt hätten, dass es nicht angemessen für die chinesische Regierung sei, direkt mit der südkoreanischen Regierung über eine Rückführung der KAG-Christen zu verhandeln. Aus diesem Grund wolle sie zunächst Druck auf die südkoreanische Regierung ausüben und deren Aufmerksamkeit erregen, indem sie einen „Familiensuchtrupp“ bildete und die Familienangehörigen dazu brachte, „etwas zu tun“, was es der chinesischen Regierung dann erlauben würde, einzuschreiten.
Immer wieder Schikanen
Die KPCh hat nach Familienmitgliedern von KAG-Angehörigen, die ins Ausland geflohen sind, gesucht und diese überprüft. Sie hat versucht, einigen von ihnen einen Anreiz zu geben oder sie zu zwingen, ins Ausland zu reisen, um „ihre Angehörigen zu suchen“. Am 30. August 2018 reisten 11 Familienangehörige von KAG-Christen aus den Provinzen Hebei, Hunan, Henan und Jilin auf Veranlassung der KPCh nach Südkorea. Unter der manipulierenden Leitung von O Myung-ok hielten die Angehörigen eine fünftägige Demonstration vor dem Blauen Haus (Cheongwadae, dem Sitz und der Residenz des südkoreanischen Staatsoberhaupts, des Staatspräsidenten der Republik Korea), der KAG-Kirche in Onsu und einigen anderen Orten ab – unter dem Vorwand, sie würden „ihre Verwandten suchen“.
Der eigentliche Grund, warum diese KAG-Christen nach Südkorea geflohen sind, um dort Asyl zu beantragen, besteht darin, dass ihr Glauben von der KPCh verfolgt wird. Die Entscheidung zur Flucht war voll und ganz ihre eigene Entscheidung. In einem Interview mit Bitter Winter erklärte eine KAG-Angehörige, dass sie mit ihrer Mutter in Kontakt getreten sei und ihr gesagt hätte, dass sie direkt nach Seoul fliegen solle, wenn sie nach Südkorea käme, damit sie sie am Flughafen abholen könne. Ihre Mutter lehnte dies jedoch ab und sagte, ihre Reise sei bereits von jemandem für sie arrangiert worden. Es ist keine Überraschung, dass die Mutter später auch unter den Demonstranten zu finden war und weinte und schrie, dass ihr Kind von der KAG entführt worden sei. Es ist klar, dass die KPCh gehofft hatte, diese Familienangehörigen dazu benutzen zu können, um in Südkorea Fake News zu verbreiten. Damit versuchte sie, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und zu verhindern, dass die Asylanträge dieser Christen bewilligt würden. Doch dieses Wunschdenken der KPCh erfüllte sich nicht: Keines der KAG-Mitglieder kehrte aufgrund dieser falschen Demonstrationen nach China zurück und die Farce endete letztendlich in Schande. Die vollständige Geschichte wird in dem erfolgreichen Bitter Winter-Film The Hoax erzählt.
Doch trotz dieses schändlichen Fehlschlags hörte die KPCh nicht damit auf, die Flüchtlinge zu schikanieren, die vor der religiösen Verfolgung flohen. Im Gegenteil: Sie verstärkt ihre Bemühungen noch und versucht den gleichen Trick noch einmal – nur in größerem Ausmaß. Von 22. bis 24. Juli 2019 sind neue falsche „spontane Demonstrationen“ unter der Leitung von Frau O. geplant. Bitter Winter hat mehrere interne KPCh-Dokumente veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass die Unterdrückung und Einschränkung der Entwicklung der Kirche des Allmächtigen Gottes im Ausland für die KPCh zur Priorität geworden ist. Ein Geheimdokument über die organisierte Niederschlagung der Kirche des Allmächtigen Gottes in Henan, das letztes Jahr herausgegeben wurde, legt nahe, dass Präsident Xi Jinping persönlich den Kampagnen gegen die KAG im In- und Ausland „große Aufmerksamkeit schenkt“ und eine einjährige Unterdrückungskampagne verlangt, um sicherzustellen, dass das Ziel erreicht wird, „ihre nationale Grundlage zu zerstören und ihren Einfluss im Ausland einzudämmen“.
NGOs reagieren
Seit 2014 – als die KPCh die KAG fälschlicherweise des McDonald-Mordes in Zhaoyuan bezichtigte – hat die Partei fortwährend die Unterdrückung der Kirche verstärkt. Seitdem sind mehr als 5000 chinesische KAG-Mitglieder ins Ausland geflohen. Unterdessen hat die KAG nach und nach Kirchen in Südkorea, den USA, Italien, Frankreich, Spanien, Kanada und anderen Ländern eingerichtet – mit wachsendem Erfolg und zunehmenden Möglichkeiten, die Verfolgung in China anzuprangern. Beides hat die KPCh gleichermaßen in Panik versetzt. Währenddessen erstreckt sich der lange Arm des Drachen – die Verfolgung durch die KPCh – immer weiter ins Ausland.
13 NGOs haben ein Dokument unterzeichnet, dass die Aufmerksamkeit der koreanischen Behörden und der internationalen Menschenrechtsgemeinschaft auf die Schikanen gegen die KAG-Flüchtlinge lenken soll. In dem Dokument verlangen sie angemessenes Handeln, um diese zu beenden und die Asylsuchenden zu schützen. „Es ist ein Skandal“, so die NGOs, „dass KPCh-Vertreter in einem demokratischen Land wie Südkorea ihrer ruchlosen Tätigkeit nachgehen dürfen.“
„Wir rufen die koreanischen Behörden dazu auf, den Gläubigen der Kirche Asyl zu gewähren, da diese im Falle einer Rückkehr von Festnahme, Internierung und Folter bedroht sind. Außerdem soll verhindert werden, dass der chinesische Geheimdienst und seine koreanischen Komplizen weiterhin Flüchtlinge in Südkorea schikanieren.“